Alpenvereinswege in Gefahr

Der Alpenverein steht zur Wegeerhaltung - wenn man ihn lässt

Innsbruck (TP/OTS) - Wege als Säule des Bergsports und des Sommertourismus

25.749 km Wander- und Bergwege sind es, die von den Sektionen des Oesterreichischen Alpenvereins in insgesamt 198 Arbeitsgebieten mit einer Gesamtfläche von 34.490 km2 erhalten werden! Gemeinsam mit dem Deutschen Alpenverein sind es gut 40.000 Kilometer - einmal rund um den Äquator! Für viele Millionen Erholungssuchende stellen die Bergwege ein leistbares - weil kostenlos zur Verfügung gestellt -und großartiges "Sportgerät" zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Fitness dar. Für all diese Wege trägt der Verein die Wegehalterhaftung und die Erhaltungskosten. Allein 44.000 Stunden leisten die ehrenamtlich tätigen Wegewarte. Das Hütten- und Wegenetz der Alpenvereine ist heute nicht nur eine der tragenden Säulen des Bergsports und des Sommertourismus in Österreich, sondern auch die effektivste Besucherlenkung. Gut erhaltene und markierte Wege erhöhen die Sicherheit der Bergwanderer und verringern die Notwendigkeit von Such- und Bergungseinsätzen.

"Das alpine Wegenetz als Leistung für die Allgemeinheit ist nicht so selbstverständlich, wie es oft wahrgenommen wird. Darauf gilt es zu achten!", bringt es Präsident Dr. Christian Wadsack auf den Punkt.

Die Wegeerhaltung wird schwieriger

In jüngster Zeit wird es leider immer schwieriger, Freiwillige für die Arbeiten zu finden und die Erhaltungsmaßnahmen zu finanzieren. Der Oesterreichische Alpenverein investiert jährlich über EUR 600.000,-- in seine Wege, dazu kommen die explodierenden Kosten für die nicht planbaren Reparaturen nach Naturkatastrophen. Ein erschwerender Faktor bei der Wegeerhaltung ergibt sich nämlich aus der Klimaerwärmung: Durch den Rückgang der Gletscher werden Hänge nicht mehr gestützt und rutschen nach, das Auftauen von Permafrostböden führt zu Hangbewegungen und Steinschlag, so dass immer öfter Wege verlegt oder jedes Jahr von Neuem saniert werden müssen. Extreme klimatische Ereignisse wie der Orkan Kyrill oder die Stürme Emma und Paula haben viele Wege mit umgestürzten Bäumen verlegt, Brücken und Stege zerstört und die erhöhte Häufigkeit solcher Ereignisse ist alles andere als ermutigend für die Wegeerhalter. Der Alpenverein hat seinen "Katastrophenfonds für Wege" daher beinahe vervierfacht! Nur mit verstärkter finanzieller Hilfe der öffentlichen Hand wird man die Aufgaben auch in Zukunft bewältigen können.

Man muss sich erst trauen, ehrenamtlich tätig zu sein!

Aber auch ein weiteres Phänomen bringt Motivationsverlust: Die zunehmende "Amerikanisierung" unseres Rechtssystems bedingt vermehrt Haftungsängste. Die Bergsteiger und Wanderer sind klagefreudig geworden! Bei vielen Unfällen, im Extremfall sogar bei einem verstauchten Knöchel wird ein schuldiger Dritter gesucht - vielleicht sind ja ein paar Tausender Schmerzensgeld drin. So wurde beispielsweise ein ehrenamtlich tätiger Wegewart in Oberösterreich zur Verantwortung gezogen, da er den Handlauf einer Wanderwegbrücke über ein Bächlein - so wie es eben allgemein üblich war - mit je einer Spax-Schraube senkrecht und ohne Feuchtigkeitsschutz (Verblechung) an den Stehern des Geländers festschraubte. Dies entspricht aber nicht "dem Stand der Technik". Eine "grobe Fahrlässigkeit"! Eine deutsche Wanderin hatte sich ans Geländer gelehnt, die angerostete Schraube ist gebrochen, die Folge war ein Schlüsselbeinbruch und EUR 9.000,-- Schmerzensgeld. Was bleibt, ist die Überlegung, alle Geländer wegzuschneiden - niemand kann sich anlehnen, es entsteht keine Haftung.

Alpenverein will Wege auch in Zukunft betreuen

Vor kurzem wurden zwei Bürgermeister aus Oberösterreich zu unbedingten Geldstrafen verurteilt, weil sie es unterlassen hatten, für eine fachgerechte Wartung eines Brückengeländers zu sorgen. "Wenn diese Tendenz in der Rechtsprechung anhält, wird der Oesterreichische Alpenverein mit seinen Sektionen aus finanziellen Gründen mittelfristig gezwungen sein, die Wegebetreuung zurückzulegen.", so Vizepräsident RA Dr. Andreas Ermacora.
Der Alpenverein sieht die Erhaltung der alpinen Infrastruktur auch weiterhin als vorrangige Aufgabe; dies muss ihm aber durch öffentliche Unterstützung und eine vernünftige, auf die Eigenverantwortung der Erholung Suchenden abzielende Rechtsprechung ermöglicht werden.

Rückfragen & Kontakt:

RA Dr. Andreas Ermacora
Vizepräsident des Oesterreichischen Alpenvereins
Tel.: +43 (0)676 3118051

DI Peter Kapelari
Leiter des Referats Hütten und Wege
Tel.: +43 (0)664 8556426

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TPT0004 2009-10-16/11:00

161100 Okt 09

Dr. Christian Wadsack
Präsident des Oesterreichischen Alpenvereins
Tel.: +43 (0)664 8556422

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