Spät aber doch: BM Berlakovich setzt E 10-Quote aus! Die Naturfreunde Österreich fordern Ausstieg statt Aufschub!
Wien (TP/OTS) - "Diese Quote stellte eine große Gefahr für die weltweite Ernährungssicherheit und soziale Gerechtigkeit dar und würde den Weg für eine zukunftsfähige nachhaltige Verkehrspolitik verhindern", so Dr. Karl Frais, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich. Weiters warnt Frais aber davor, die Einführung der Beimischungsquote nur zu verschieben: "Eine verbindliche Quote gehört endlich ganz vom Tisch, denn Agrotreibstoffe sind kein Ausweg aus der Klimakrise."
Seiner Meinung nach tragen Agrotreibstoffe dazu bei, dass sich am Mobilitätsverhalten nichts ändert bzw. ändern muss. Die Autoindustrie muss die Verbrauchsreduktionsziele nicht alleine durch effizientere Motoren erreichen, da die Beimengung "angerechnet werden kann". Damit wird eine rasche Forschung von effizienteren Fahrzeugen verhindert bzw. verzögert.
Eine Studie der renommierten deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften, kurz Leopoldina, kommt zum Ergebnis, dass die Bioenergie als nachhaltige Energiequelle "heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann". Abgesehen davon gibt es auf der Welt nicht genügend landwirtschaftliche Flächen, um den Spritverbrauch nachhaltig zu gestalten. Schon jetzt müssen die Rohstoffe oder der Biosprit selbst aus Drittländern importiert werden. Damit wird nur die große industrielle Landwirtschaft gefördert, was gravierende negative Einflüsse auf die kleinstrukturierte Landwirtschaft und
vor allem auf die Artenvielfalt hat.
Global gesehen wächst die Bevölkerung ständig, und damit auch die Nachfrage nach Getreide als Lebensmittel. Zudem steigt der Energieverbrauch unaufhörlich und der steigende weltweite Fleischkonsum führt zu einem stark erhöhten Flächenbedarf für Futtermittel. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Futter- UND Energiepflanzen besteht die Gefahr, dass auch in Europa in der Landwirtschaft mehr gentechnisch verändertes Saatgut eingesetzt wird und der Dünge- und Pestizideinsatz noch intensiviert wird. In den USA werden ohnehin nur mehr gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut.
Die Naturfreunde Österreich sehen hier vor allem ein soziales Problem:
Da auf immer mehr Flächen Energiepflanzen statt Nahrungsmittel angebaut werden, werden Lebensmittel verteuert und die Armut verschärft. Die hohen Lebensmittelpreise, besonders
dramatisch für Entwicklungsländer und generell für die sozial Schwächeren, werden zusätzlich von Spekulanten in die Höhe getrieben. Das Interesse (von großen Firmen) an der Bereitstellung
von Agrotreibstoffen treibt die Preisspirale noch an. Auch der hohe Anteil der in den Abfall geworfenen Lebensmittel in den Industriestaaten, trägt - aufgrund überhöhter Nachfrage - zur Teuerung von Nahrungsmittel bei. Aber auch die Futtermittel werden teurer, was wiederum die Fleischpreise in die Höhe treibt.
Die Naturfreunde fordern, dass dieser Teufelskreis sofort unterbrochen werden muss und appellieren an die politischen Entscheidungsträger und besonders an Umweltminister Berlakovich, die Gefährlichkeit von E10 zu erkennen und die Erreichung der 2020-Ziele mit sinnvolleren Wegen anzustreben.
Eine Erhöhung der E-Mobilität, den zügigen Ausbau der ÖV, Erhöhung der Forschung im Bereich energieeffizientere Motoren und die Förderung der Forschung von Agrotreibstoffen der dritten Generation könnten ein Ausweg sein. Um die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren sollten weiters die thermische Gebäudesanierung vorangetrieben werden und der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft durch weitere Effizienzsteigerung und gute Förderbedingungen gesteigert werden.
"Wir müssen uns von der Illusion verabschieden im großen Umfang Benzin und Diesel fossiler Herkunft durch Agrotreibstoffe ersetzen zu wollen. Deshalb fordern wir von der österreichischen Umweltpolitik die Zeit des Aufschubs zu nutzen, um den Ausstieg aus der E 10-Quote einzuleiten", so Frais abschließend.
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Naturfreunde Österreich
DI Regina Hrbek - Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung der Naturfreunde Österreich
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