Internationales Bartgeiertreffen 2016 im Nationalpark Hohe Tauern

Mittersill/Matrei/Großkirchheim (TP/OTS) - Anlässlich des Jubiläumsjahres „30 Jahre Wiedereinbürgerung der Bartgeier in den Alpen“ treffen sich vom 11.-14. November mehr als 80 BartgeierexpertInnen aus ganz Europa im Nationalpark Hohe Tauern.

Der Fokus des „Annual Bearded Vulture Meetings 2016“ im Nationalparkzentrum Mittersill liegt primär auf den Informationsaustausch über Freilandbruten, Freilassungsaktivitäten, aktuelle Monitoring- und Forschungsergebnisse. Aktuelle Gefährdungssituationen und Herausforderungen der jungen Bartgeierpopulation sowie Neuigkeiten aus der Bartgeiernachzucht im Rahmen des Europäischen Erhaltungsprogramms sind wichtige Punkte auf der Agenda des Treffens.

Der Veranstaltungsbogen spannt sich von interessanten Fachvorträgen über Diskussionsrunden bis hin zu einer Exkursion ins „Tal der Geier“/Rauris, wo 1986 die ersten Bartgeier in den Alpen ausgewildert wurden. Die Referenten der Tagung sprechen die aktuelle Situation des alpinen Wiederansiedelungsprojektes sowie den wesentlichen Beitrag von Großschutzgebieten zum Erfolg dieses europaweiten Projektes an. Des Weiteren thematisieren die Vortragenden dringliche Probleme wie die Gefahren der Bleibelastung und der Verwendung von pharmazeutischen Präparaten in der Landwirtschaft. Die Tagung bietet den TeilnehmerInnen eine internationale Plattform zur Vernetzung und für den Austausch von derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Zeitgleich tagen der Lenkungsausschuss des internationalen Bartgeiermonitorings sowie die Arbeitsgruppe zur Aktualisierung des EU Actionplans für den Bartgeier. Aufbauend auf den Ergebnissen wird die Strategie des alpenweiten Bartgeierprojektes weiterentwickelt.

Salzburgs Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Rössler freut sich über das große Interesse für die internationale Tagung in Mittersill:
„Im Juni 2016 konnte ich erstmalig bei einer Bartgeierfreilassung im Untersulzbachtal/Salzburg des Nationalparks Hohe Tauern dabei sein. Die positiven Entwicklungen des Wiedereinbürgerungsprojektes der Bartgeier sowie die rege Beteiligung nationaler und internationaler Experten zeigen, wie bedeutend dieses Projekt ist und wie gut es angenommen wird.“

Die Erfahrungen aus dem Projekt zeigen, dass

  • Sämtliche Geierarten – insbesondere auch die Bartgeier – sind sehr empfindliche Arten und sind in vielen Teilen der Welt gefährdet.
  • Das erfolgreiche Projekt der „Wiedereinbürgerung der Bartgeier in den Alpen“ ist ein Modellprojekt für Wiedereinbürgerungsprojekte im Artenschutz.
  • Dieses Projekt kann nur in einer engen internationalen Zusammenarbeit unterschiedlicher Institutionen (Schutzgebiete, Zoos, Naturschutzorganisationen, Jägerschaften, Almbauern, …) erfolgreich sein - das jährliche Treffen ist ein Schlüsselelement der Zusammenarbeit.
  • Wiedereinbürgerungsprojekte sind langfristige Projekte; so müssen beispielsweise beim Bartgeier nach 30 Jahren weiterhin Maßnahmen wie Monitoring und spezifische Maßnahmen gegenüber menschlicher Todesursachen auch in Zukunft gesetzt werden.

Ohne den Nationalpark Hohe Tauern als Großschutzgebiet und damit Rückzugsgebiet für gefährdete Arten in einem grenzüberschreitenden ökologischen Verbund wäre dieses alpenweit größte und erfolgreichste Artenschutzprojekt weder in seiner Startphase noch in der heutigen weiteren Betreuung möglich. Die langjährige Partnerschaft mit der Internationalen Geier-Foundation (VCF) sowie interne Erfahrungen in den Bereichen des Naturraummanagement, der Wissenschaft und der Umweltbildung tragen zusätzlich zum Erfolg des Projektes bei. Unterstützt wird die Wiederansiedlung der Bartgeier in den Hohen Tauern durch das EU-Förderprogramm „Ländliche Entwicklung“ und durch die Österreichischen Lotterien.

Die Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten und eine darauffolgende Wiedereinbürgerung erweist sich als sehr langwierig und bedeutet im Management einen dementsprechenden hohen finanziellen und personellen Aufwand. Abgesehen von monetären Aufwendungen sind Wiedereinbürgerungsprojekte auch in ihrer Auswirkung auf die genetische Bandbreite einer Population nie mit natürlichen Ausgangsbedingungen gleich zusetzen. Eine Annäherung an den ursprünglichen Zustand einer Tierpopulation könnte sich erst nach Jahrhunderten feststellen lassen. Aus diesen Erfahrungen ist dem Erhalt der Vielfalt von Fauna und Flora oberste Priorität einzuräumen.

Rückfragen & Kontakt:

DI Ferdinand Lainer
Projektleitung Bartgeiermonitoring
Nationalpark Hohe Tauern
Tel: 06562 40849-26
ferdinand.lainer@salzburg.gv.at

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