Weißensee führt Tausende aufs Eis

Wenn heute um 7.30 Uhr der Startschuss am Weißensee fällt, geht es für die Profiläufer aus den Niederlanden um jede Sekunde. Nicht weniger sportlich ging es beim gestrigen Volkslauf zu, schließlich galt es 100 beziehungsweise 200 Kilometer zu absolvieren. Und die Freude des Teilnehmerfelds, der mitangereisten Familien sowie der Organisatoren war groß. In der Vorwoche mussten bis auf die offenen niederländischen Meisterschaften am Sonntag alle Bewerbe abgesagt werden.

Noch im frühmorgendlichen Dunkel begann gestern der gemeinsame Marsch Richtung Eisfläche. Als um 7 Uhr der fliegende Start erfolgte, leuchteten den Zusehern Hunderte Stirnlampen entgegen. „Wir sind unglaublich froh, dass die Bedingungen jetzt so gut sind. Nach der Enttäuschung vergangene Woche steht endlich der Spaß am Eislaufen im Vordergrund“, betont Toine Doreleijers, Veranstalter und Präsident von „Stichting Wintersporten“. Unglaubliche 150.000 Kilometer wurden am Dienstag von den über tausend Teilnehmern absolviert. Manche Läufer verbrachten ganze zehn Stunden auf dem Eis, um den Marathon zu bewältigen.

„Ich bin hier, um meine fünf Freunde anzufeuern“, sagt Daan van Laar, der selbst viele Male bei der „Alternative“, der Elf-Städte-Tour, aktiv teilnahm. Die Richtmarke für Volksläufer:
Beim Glockenschlag um 12 Uhr sollten zumindest 100 Kilometer hinter einem liegen. Obst und Wasser, aber auch Tee und belegte Brote bekommt man an den Labestationen entlang der 8,7 Kilometer langen Strecke.

Dass es eine Bahn gibt, ist Norbert Jank und seinem Eisteam zu verdanken. „Wenn wir nach den starken Schneefällen nicht auf das Eis gefahren wären, könnte die Tour überhaupt nicht stattfinden“, sagt der Eismeister und räumt ein, dass der Einsatz nach zweimal 30 Zentimeter Neuschnee nicht ohne Risiko war. Wenn Jank, seine Söhne Norbert und Bernhard oder Hubert Stampfer mit dem Kehrbesenwagen vorbeifahren, gibt es Applaus vom Publikum und den Läufern.

Die Logistik, die hinter der Veranstaltung steht, und die Vorbereitungen sind immens. Wir bauen am See quasi ein Dorf im Dorf auf“, schildert Karoline Turnschek, Bürgermeisterin der Naturpark-Gemeinde, und scheut keinen Vergleich mit den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel. Fernsehsender aus den Niederlanden, Frankreich und den USA sind angereist, um vom Sportevent auf Europas größter präparierter Eisfläche zu berichten. „Die Elf-Städte-Tour ist touristisch ein ganz wichtiger Faktor mit über 30.000 Nächtigungen“, fügt Tourismusleiter Thomas Michor hinzu. Am Abend wurde im Festzelt beim „Blarenball“ noch gebührend gefeiert. Bis zum Wochenende bleibt der Weißensee fest in holländischer Hand.

Reportage. Beim Volkslauf konnten nach zwei Absagen über tausend Sportler an den Start gehen. Gerettet wurde die Elf-Städte-Tour von den Eismeistern.