
Chalet-Projekt als Zündstoff für Masterplan
2018 wurde die Forderung nach einem Masterplan für die Gerlitzen laut, nun starten erste Gespräche. Investor will an zwei Orten bauen, Kaufoption mit Bergbahnen unterzeichnet.
Wie viel Tourismus braucht die Gerlitzen, um als Skigebiet bestehen zu können? Wie viel Verbauung verträgt der Berg? Was soll aus den alten Hotels werden? Führen weitere Bauprojekte zu noch schlimmeren Folgen bei Naturkatastrophen? Und: Sind Chalets per se böse?
Der Masterplan Gerlitzen soll Antworten auf all diese Fragen liefern und auf Basis des Raumordnungsgesetzes ein Leitbild für künftige Bauprojekte sein. Und diese kann es mehrfach geben, denn der Berg ist für Investoren hochinteressant. Zwei Ansuchen beschäftigen Gerlitzen-Anrainer, Politik und Behörden aktuell und im Vorfeld der ersten Gesprächsrunde zum Masterplan. Alpe-Maritima-Geschäftsführer Wolfgang Lakonig will unweit der alten Kanzelbahn-Bergstation elf Luxus-Chalets errichten und diese mittels „Buy to let“-Modell touristisch nutzen. Das Vorhaben wurde vom Land negativ beurteilt, eine Sonderwidmung Hoteldorf wäre erforderlich. Lakonig bekämpft die Einschätzung beim Landesverwaltungsgericht.
Zudem will er unweit entfernt, über dem Parkplatz der Kanzelstation beim Hotel Moser, ein zweites Projekt realisieren. Der Gemeinde liegt laut Bürgermeister Klaus Glanznig (SPÖ) ein Ansuchen für die Sanierung des Hotel Moser sowie den Bau von 18 Chalets vor. Das Grundstück, das im Besitz der Gerlitzen Bergbahnen ist, hat sich der Investor mittels Kaufoption bereits außervertraglich gesichert, das Hotel gekauft. Chalets stünden für ihn auf Nachfrage der Kleinen Zeitung aber nicht mehr zur Diskussion. „Wir denken ein zweites kleines Hotel an und haben in nächster Zeit einen Termin mit der Ortsbildpflegekommission“, sagt Lakonig. Eines ist für den Investor klar: „Auf der Gerlitzen wären 2000 Betten optimal. Wenn wir das verschlafen, wird dieses Skigebiet irgendwann nicht mehr attraktiv sein“.
Ein Satz, der für Anrainer nachvollziehbar ist und zugleich die Alarmglocken schrillen lässt. „Es braucht für alle Vorhaben eine Infrastruktur. Die Gerlitzen führt schon jetzt sehr viel Wasser ab, von weiteren Vorhaben geht eine Gefahr aus. Genauso wie von Projekten, die touristisch beginnen und als Nebenwohnsitze enden, eine Gefahr ausgeht“, sind sie überzeugt. Die Statistik gibt ihnen recht: Die Gemeinde Treffen weist einen Nebenwohnsitzanteil von 40 Prozent auf, ein Großteil davon ist auf die Gerlitzen zurückzuführen.
„Ich bin für die Sanierung des Hotels, neue Widmungen für Großprojekte wird es aber erst geben, wenn wir wissen, wo wir mit der Gerlitzen hinwollen und Nebenwohnsitze sind nicht zu begrüßen“, versucht Treffens Bürgermeister Klaus Glanznig (SPÖ) zu beruhigen.
Diverse Stakeholder (Tourismus, Jägerschaft, Grundbesitzer) sowie Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) und die Bürgermeister von Treffen, Arriach und Steindorf sollen in den Masterplan involviert sein. Erste Ergebnis sollen zeitnah auf dem Tisch liegen. „Die Schaffung von kalten Betten ist der Tod für die Gemeinde und muss um jeden Preis verhindert werden“, teilt Landesrat Fellner mit. Touristiker sind sich einig: „Wir haben hier großes Potenzial und die Kanzelhöhe kann sich noch weiterentwickeln, wir müssen nur mit Bedacht vorgehen“, sagt etwa Veronika Zorn-Jäger, Obfrau des TVB Gerlitzen Alpe-Ossiacher See.